Es war einmal vor langer Zeit, da wurde ein Einhorn-Baby tief versteckt in den Wäldern der Magie geboren. Die glücklichen Eltern freuten sich sehr, als sie erfuhren, dass Nachwuchs unterwegs war. Viele Jahre hatten sie sich ein Kind gewünscht, und nun war es endlich soweit. Als die stolze Mama und der überaus glückliche Papa ihren frisch geborenen Sprössling das erste Mal in den Armen hielten, beschlossen sie ohne lange zu überlegen, ihm den Namen „Sternenstaub“ zu geben.
Wie möglicherweise alle Eltern meinten, war es auch bei Mama und Papa Einhorn so, dass sie insgeheim glaubten, ihr Baby wäre das schönste Baby der ganzen Welt. In den ersten Tagen erwischten sie sich allzu oft dabei, wie sie ihr kleines, zartes Neugeborenes einfach nur stundenlang beobachteten. Oft standen sie besonnen neben der Wiege des Einhorn-Babys, während es schlief. Manchmal konnten sie sich gar nicht sattsehen, beim Anblick, wie es lieblich, vermutlich in seinen Träumen schwelgte.
Es war ein außergewöhnliches Einhorn-Baby. Sein Fell schimmerte in den schönsten Perlmuttfarben. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel die liebenden Eltern ihren geliebten Säugling anschauten, nahmen sie die unterschiedlichsten Farben von Zartrosa über Mintgrün bis hin zu feinem Flieder wahr. Das Kind umgab eine Aura, die jeden wie magisch anzog, und niemand konnte sich diesem heilsamen Anblick entziehen.
Sternenstaubs regenbogenfarbener, berauschender Schweif leuchtete in grellem Pink. Seine Lippen waren zu einem reizenden, zartrosa Herz geformt. Er war so lieblich anzuschauen, dass die freudestrahlenden Eltern ihm immer wieder einen Schmatz auf den Mund gaben. Eine absolute Besonderheit sind Sternenstaubs glasklare, hellblaue Augen, umrahmt von langen, pechschwarzen Wimpern. Wenn man tief in sie hineinblickte, konnte man fast annehmen, das eigene Spiegelbild im glasklaren Wasser zu sehen.
So wie es wohl bei allen glücklichen Eltern ist, umsorgten und pflegten sie ihren Knirps und gaben ihm alles, was für seine körperliche, geistige und seelische Entwicklung notwendig war. Mama und Papa Einhorn schenkten ihm ihre ganze Liebe und Aufmerksamkeit, denn Sternenstaub sollte es an Nichts mangeln, was seine gesunde Entwicklung blockieren könnte.
So wuchs und entwickelte sich das Einhorn prächtig. Die großartigen Eltern wussten, dass ihr Kind nicht mit der Masse an Einhorn-Kindern zu vergleichen war. Durch seine Einzigartigkeit im Aussehen und seiner schillernden Farbenpracht hob es sich vollkommen von den anderen ab.
Einen Kindergarten oder eine Schule, so wie wir Menschen sie kennen, gab es im Land der Magie noch nie. Dort werden alle Kinder von ihren Eltern oder in elterlichen Gemeinschaften im alltäglichen Leben unterrichtet. In den magischen Wäldern wird heute noch sehr viel Wert darauf gelegt, dass der Nachwuchs möglichst viel vom wahren Leben gelehrt wird. Der Umgang miteinander hat dort einen hohen Stellenwert.
Die Vermittlung von Werten wie Respekt, Anerkennung, Ehrlichkeit, Vertrauen und Wertschätzung sowie das Trainieren der Sinne – sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen – stehen in der Gemeinschaft der Einhörner ganz hoch im Kurs. Auch ist es im Kollektiv der Einhorn-Eltern im mystischen Land ein Anliegen, ihre Kinder in ihrer Individualität und Einzigartigkeit zu schulen und zu fördern. Das würde im Schulsystem, so wie wir Menschen es kennen, im fernen Land keinesfalls funktionieren.