Sternenstaub und der Löwenzahn

Es ist Mitte April, und Sternenstaub ist kaum zu bremsen. Wild wie ein Pferd, voller Energie und Lebensfreude, streift das Einhorn durch das magische Land. Die Luft wird von Tag zu Tag wärmer, und das Jahr nimmt seinen gewohnten Lauf. Den letzten Aprilwinden und Stürmen hält es stand. Diese bäumen sich manchmal kraftvoll und mächtig auf. In ein paar Tagen ist der 1. Mai. Dann ist der April vorbei und bekanntlich macht der Mai dann alles neu.

Sternenstaub hört viele Stimmen im Wind. Der Winter möchte sich endgültig verabschieden, und die vielen Stimmen der Menschen klagen ihr Leid, sodass es dem Einhorn beinahe schwindelig wird. Das Einhorn lässt sich nicht darauf ein und denkt sich nur: „Selber schuld, diese Menschen. Jeder von den Menschen ist seines Glückes Schmied!“ Bei uns Einhörnern im magischen Land ist uns bewusst, dass das Jammern uns in keinster Weise weiterbringt. Wir sind es gewohnt, nach Lösungen für all unsere Themen zu suchen. Wenn wir das alleine nicht hinbekommen, vertrauen wir uns der Familie oder den Weisen des Einhornrates an. Wir tun etwas für uns selbst, und so kommt es sehr selten  bis gar nicht vor, dass wir jammern und klagen.

Sternenstaub ist fest verankert, bei und in sich ruhend, und ignoriert die immer lauter werdenden Stimmen. Es spürt, dass es jetzt Bewegung braucht, und vertraut seinem Impuls. Es springt los. Oh, wie Einhorn es liebt, wenn ihm der Wind während des Rennens noch stärker um die Ohren weht! Seine lange Mähne weht heftig, seinem Schritt angepasst, und fliegt zusätzlich mit dem Wind. Es tobt und tollt aufgebracht auf den zartgrünen Frühlingswiesen umher.

Nach einer Weile hat es genug vom Rennen und geht sanften Schrittes über das heranwachsende Grün, das die Erde bedeckt. Sein Blick schweift auf die Erde unter ihm. Ihm geht es gut, und er ist voller Vorfreude. Innerlich stellt er sich die Fragen: „Hm, welch Überraschung erlebe ich wohl heute? Was darf ich heute erkunden?“ Kaum hatte Sternenstaub den Gedanken zu Ende gedacht, hat ihn eine gelbe Pflanze im Gras schon angelacht.

Ja, diese sonnengelbe Pflanze fordert Einhorns ganze Aufmerksamkeit, und er fühlt sich wie magisch angezogen. Welch Schönheit! Eine Sonnenanbeterin streckt ihren prall gefüllten Blütenkorb der Mittagssonne entgegen. Sternenstaub bleibt stehen, atmet ein paar Mal tief ein und aus, und ehe er sich versieht, sitzt er schon im grünen Gras neben der wundersamen Pflanze.

Freudvoll macht er sich auf den Weg nach Hause, um seine Mutter mit dem gepflückten Blumenstrauß eine Freude zu bereiten. Wie ihr ja wisst, verarbeitet die Mutter von Sternenstaub gerne jegliche Art von Kräutern.

Die Mutter steht schon in der Tür, so als hätte sie es geahnt, dass ihr geliebtes Kind schon auf dem Weg zu ihr war. Nach einer kurzen Begrüßung machen Mutter und Kind sich auf den Weg in die Küche. Dort hat Mama Einhorn 500 g Zucker in einem Liter warmem Wasser aufgelöst und abkühlen lassen....